Eusi Houmpeitsch
s'Goode us Schübelbach
Reisen
 
Neben vielen Städtereisen, zwei längeren Individualreisen durch Österreich und wenigen Badeferien gehören die folgenden Reisen zu unseren schönsten Erinnerungen. Leider ist bei einem Wohnungswechsel das Bildmaterial der Amerika-Reisen 1988, 1990 und 1992 und dasjenige der Folklore-Kreuzfahrt abhanden gekommen, es waren alles noch Papierbilder.

Amerika 1988
Von Zürich flogen wir nach San Francisco, übernahmen dort einen Mietwagen und fuhren auf dem berühmten Highwy Nr. 1 in mehreren Etappen nach San Diego. Von dort flogen wir in die Spielerstadt Las Vegas, nach zwei Tagen ging uns das Geld aus, also zogen wir weiter. Wir flogen nach New Orleans und genossen ein paar Tage den Charme dieser Südstaaten-Stadt. Wiederum per Flugzeug gelangten wir dann nach Orlando, wo wir wieder einen Mietwagen übernahmen und nach Miami fuhren. In Miami Beach erholten wir uns sieben Tage von den Strapazen der Reise und flogen von dort zurück nach Zürich.

Folklore-Kreuzfahrt 1989
In meiner Eigenschaft als Mitglied einer Blaskapelle waren wir für 14 Tage auf einer Kreuzfahrt engagiert. Einschiffungshafen war Toulon, von dort ging es zuerst nach Capri, anschliessend hatten wir die Gelegenheit, als erstes Kreuzfahrtschiff seit 50 Jahren Albanien einen Besuch abzustatten. Von dort ging es weiter durch den Kanal von Korinth zu den griechischen Inseln Patmos (Südliche Sporaden) und Paros (Kykladen). Weitere Stationen waren Kreta, Bodrum, Kusadasi, Istanbul, Catania und zurück nach Toulon. Eine eindrückliche Reise mit vielen unvergesslichen Erlebnissen.

Amerika 1990
In diesem Jahr mieteten wir zusammen mit Bekannten ein Haus in Orlando/Florida und gingen von dort auf Entdeckungsreisen, z.B. Cape Canaveral, Petersburg und weitere Sehenswürdigkeiten. Zusätzlich flogen wir nach Las Vegas und New Orleans.

Amerika 1992
Dieses Mal flogen wir via Frankfurt nach Vancouver, wo wir ein paar Tage verbrachten und unter anderem mit einem Wasserflugzeug nach Victoria Island flogen. Mit dem Greyhound-Bus ging es dann nach Seattle, wo wir unseren Mietwagen in Empfang nahmen. In mehreren Etappen fuhren wir von dort den Highway Nr. 1 hinunter bis nach Los Angeles, von dort via Flagstaff und das Death Valley nach Las Vegas, wo wir unter anderem die berühmte Show von Siegfried und Roy besuchten. Zudem machten wir einen Abstecher nach Utah ins Zion Valley. Über Bishop und den über 3000m hohen Tioga-Pass erreichten wir den Yosemite Nationalpark, von dort ging es nach San Francisco, von wo aus uns ein Atlantikflug wieder in die Schweiz zurückbrachte. Auch dies eine Reise mit vielen wunderbaren Eindrücken.

Amerika 2001
Diesmal wählten wir Chicago als Ausgangspunkt, da unsere Route über die berühmte Route 66 führen sollte. Obwohl die Originalstrasse nur noch in wenigen Abschnitten erhalten ist, lohnt sich diese Fahrt allemal. Nur ein paar Meilensteine auf dem Weg nach Santa Monica seien hier erwähnt: St. Louis mit seinem berühmten Arc, Oklahoma, Albuquerque, Santa Fe, Meteor Crater, Painted Desert, Petrified Forest Nationalpark, Cadillac Ranch und vieles mehr. Von Santa Monica fuhren wir den Highway 1 hinauf nach San Francisco, wo wir den Mietwagen zurückgaben. Nach zwei Tagen Aufenthalt liessen wir uns mit dem Taxi nach Emeryville fahren. Dort bestiegen wir den California Zephyr Amtrak Train, der uns durch wunderschöne Landschaften in 53 Stunden nach Chicago brachte. Kurz vor Chicago (es war der 11.9.) erfuhren wir bruchstückweise von den Anschlägen, was für unsere geplante Heimreise am nächsten Morgen nichts Gutes versprach. Tatsächlich flogen wir dann statt am 12. erst am 18. heim, die sechs Tage verbrachten wir mit kilometer- bzw. meilenlangen Fussmärschen durch Chicago und waren froh, am 18. endlich die Heimreise antreten zu können. Wäre der schreckliche Abschluss nicht gewesen, hätte man von einer traumaften Reise sprechen können.


Hurtigruten 2003/2004
Über diese traumhafte Schiffsreise über Weihnachten/Neujahr ist das nachstehende Tagebuch entstanden:

23.12.: 0600 geduscht, Bea geweckt, angezogen,Kaffeemaschine eingeschaltet, krampfhaft nach Bahntickets gesucht, gut versteckt aber gefunden, bescheidenes Morgenessen, 25 Minuten nach 07.00 zum Haus hinaus, Zug 07.36 nach Zürich Flughafen, Boardingkarte für Bea abgeholt, noch Geld gewechselt, langer Weg zum Terminal E unter die Füsse genommen, unser Gate ist natürlich ganz am Ende, kein geordnetes Einsteigen, Sicherheitsbeamtin noch "Schnarchgerät" erklärt. Gepäckablagen über den Sitzen der KLM-Boeing 737 schon fast besetzt, relativ pünktlicher Take Off, ruhiger Flug über den Wolken nach Amsterdam, Umsteige-Gate natürlich auch am Ende (Nr. 84 von total 87), leichte Verspätung der Boeing 737-400, einmal ein paar Turbulenzen, man merkt, dass man nortdwärts fliegt, es wird schnell dunkel, saubere Landung in Bergen um 16.00, es ist schon fast Nacht, mit Taxi zum Hotel "First Marin" (NOK 280 inkl. Trinkgeld), eingecheckt, dann "Lädele" gegangen, Norwegermützte für mich gekauft (NOK 228), nachher in PEPPES Pizzaladen die grösste Pizza meines Lebens gegessen, Essen teuer, eine Large und eine Medium kosten zusammen mit einem halben Rotwein und zwei Colas NOK 603. Nachher noch grosses und schönes Warenhaus durchstöbert (Läden Mo - Fr bis 20.00 offen), nichts gekauft. Um 20.00 zurück im Hotel, Notizen gemacht, noch gelesen und dann geschlafen.

24.12.: 08.00 erstmals aufgewacht, draussen scheint es noch Nacht zu sein, Geräusch wie Regen (es war Regen), Frühstück vom Buffet, vorwiegend deutsche und englische Gäste, aus den Gesprächsfetzen entnehme ich, dass die meisten mit Hurtigruten unterwegs sein werden, Dame an der Rezeption sagt zu, dass wir das Ziimmer bis 15.00 behalten können, im übrigen lege die Trollfjord heute ausnahmsweise direkt am Kanal unten an der Strasse an, so dass wir auf ein Taxi verizichten können. Nachher im strömenden Regen spazieren gegangen, wasser- und winddichte Hosen für mich gekauft, da Jeans bereits nass (linke Socke übrigens auch, der Schuh scheint nicht mehr ganz dicht zu sein), für Bea auch noch gesucht, aber keine gefunden, Da alle McDonald's und Burger King geschlossen sind, kaufen wir in einem Laden Käse und Brot und verpflegen uns im Zimmer, die nasse Socke wird zum Trocknen aufgehängt. Zum Käse einen australischen Shiraz/Cabernet aus der Minibar getrunken, unübliche Grösse mit 1.875 dl, Preis 80 NOK. Um 14.30 kommt das Schiff und wir können es bereits entern. Schnell Kabine bezogen, ausgepackt und verstaut, nachher noch einmal kurz vom Schiff, um zu fotografieren. Nachher trinke ich ein Bier an der Bar, Bea legt sich ein wenig hin. Dann Umziehen zum Weihnachtsbuffet und Anstehen zur Tischeinteilung. Viele Krawatten und Abendkleider, wir normal, da keine Kreuzfahrt. Kapitän hält eine Rede in drei Sprachen (norwegisch, englisch und deutsch, norwegisch kann er eindeutig am besten). Wie immer bei Buffets: es wird eine virtuose Schlacht, aus der wur uns heraushalten. Nach der Weihnachtsfeier in den verschiedenen Salons verfolgen wir die enge Ausfahrt aus Bergen (punkt 24.00), dann Schlafengehen bei ruhigem Wasser.

25.12.: Ganz schlechte Nacht, Puls in ungeahnter Höhe, nichts geschlafen, dazu unruhiger Seegang, darunter leidet vor allem Bea. Erst gegen 11.00 aufgestanden, fühle mich besser, trotz Verspätung erhalten wir noch einen sehr guten Tisch für den Rest der Reise. Während Mittagessen Anlegen in Alesund, benutzen die Gelegenheit zu einem kleinen Stadtbummel bei strömendem Regen. Nächste Station ist Molde, vorher sitzen wir in der Panorama-Bar und geniessen während der Fahrt die Landschaft durch die grossen Panoramascheiben. In Molde kommen norwegische Kinder an Bord und singen ein paar Weihnachtslieder. Nachher Nachtessen, es gibt Pilzsuppe, Entenbraten und norwegischer Pudding mit Beeren. Unsere Nachbarn sind zwei gemütliche Paare aus England, mit den wir uns auf Anhieb gut verstehen. Bea verabschiedet sich frühzeitig, da unangenehmer Seegang aufkommt. Ich folge etwas später, aufgrund der vorausgegangenen schlechten Nacht ist auch bei mir Schlaf angesagt. Schnell zappen im Fernsehen, Tagebuch schreiben, noch etwas im Krimi lesen und dann schlafen. Kristianssund wird gegen 22.00 angelaufen, vielleicht nehme ich das physisch noch wahr.

26.12.: Ganz ruhige Nacht, acht Stunden geschlafen, beim Einlaufen in Trondheim (05.30) erstmals erwacht, aber sofort wieder eingeschlafen, um 09.00 aufgestanden, nach Morgentoilette gefrühstückt, dann Fussmarsch in die Stadt zum Nidaros-Dom, immerhin die Krönungskirche der norwegischen Könige. Da ein Gottesdienst stattfindet, ist eine Besichtigung nicht möglich, also nur Fotos von aussen. Mit einer deutschen Reisegruppe können wir zum Schiff zurückfahren, gratis, der Reiseleiter hat ein Bier bei mir gut. Jetzt Mittagessen, in der Schiffsboutique eine Trollfjord-Fleecejacke gekauft, da Ausverkauf, 100 NOK billiger. Nachher sitzen wir in der Panorama-Bar und lassen die Landschaft im Trondheim-Fjord an uns vorüberziehen. Dabei passieren wir einen Leuchtturm, der bis 1947 noch mit Wärter samt Familie und Lehrerin für die Kinder bewohnt war. Seit 1987 wird er nun automatisch betrieben. Nachher Siesta bis zum Nachtessen. Da ein grosses Stück über offene Seestrecke folgt, sofort wieder unruhig, was wiederum Bea nicht so gut tut. Ich gehe vorerst allein zum Essen, glücklicherweise sind wir aber bald wieder in geschütztem Gebiet, so dass Bea eine halbe Stunde später auch noch zum Essen kommt. Hauptgang ist ein wunderbarer Heilbutt, den ich mit einem feinen Sancerre begleite. Da wir morgen den Polarkreis überqueren, hat der Cruise-Director (eine Frau mit einer sehr sympathischen Stimme) einen Wettbewerb lanciert, wir sollen die genaue Zeit der Überquerung erraten, und zwar auf die Sekunde. Das einzige, was sie verrät ist, dass die Überquerung zwischen 07.00 und 08.00 stattfinden wird. Machen selbstverständlich mit. Nachher noch zu einem Schlummertrunk in die Panorama-Paar, ab in die Kabine, auf dem Discover-Channel noch eine interessante Dokumentation über die Wirkung der Kälte auf den Menschen bestaunt.

27.12.: Heute früh aufgestanden (Bea bleibt noch etwas länger liegen), um 08.20 kreuzen wir backbord die südgehende Finnmarken, die beiden Schiffe tauschen Grusszeichen mittels der Beleuchtung aus, ein kurzer Augenblick und schon ist die Finnmarken wieder verschwunden. In der Zwischenzeit hat der Cruise-Director den genauen Zeitpunkt der imaginären Überschreitung des nördlichen Polarkreise bekanntgegeben, bei exakten 7.11.26 liege ich mit meinen geschätzten 07.31. doch ziemlich daneben. Um 09.00 kurzer Aufenthalt in Òrnes. Jetzt geht es in Richtung Bodö, unser nächster längerer Aufenthalt. Wir haben steuerbord Festland und backbord grössere und kleinere Inseln, der Himmer ist grau verhangen und es herrscht ein diffuses Dämmerlicht. Kaum zu glauben, aber immer wieder entdecke ich mit dem Fernglas in der unwirtlichen und abweisenden Gegend Gehöfte und sogar kleine Weiler und ich frage mich a.) von was die Menschen wohl leben und b.) welchen Weg sie nehmen, um in die Zivilisation zu gelangen.Aber vielleicht leben sie in der Zivilisation und wir ausserhalb! Wir erreichen Bodö und ich kann nur wieder einmal mehr staunen, mit welcher Präszision dieses grosse Schiff punktgenau an die Mole gesteuert wird, ohne jegliche fremde Hilfe wohlverstanden. In Bodö ist nur die Fussgängerzone ein Besuch wert, und genau das machen wir. Nach der Rückkehr schnappen wir uns ein Bier bzw. eine Cola, verziehen uns in die Panorama-Bar und geniessen die atemberaubende Ausfahrt um den Leuchtturm von Bodö. Die Überfahrt über den Vesterfjord nach Stamsund wird wieder rau, so dass wir uns zur Sicherheit in die Kabine verziehen. Beim Nachtessen lädt mich der spleenige Engländer neben mir (dessen Name mir noch immer nicht eingefallen ist) zu einer Flasche Wein ein, verdankt und Revanche versprochen. Nach dem Nachtessen mit Bea in Panorama-Bar und Ein- und Auslaufen in Svolvaer beobachtet. Ich will Durchfahrt durch den Raftsund erleben (Verbindung zwischen den Lofoten und Vesteraelen), deshalb Wechsel in warme und windabweisende Kleidung. Eine Stunde am Bug von Deck 6 bei Windstärke 7 gestanden und die enge Durchfahrt in stockdunkler Nacht mit staunenden Augen bewundert. Nach dem An- und Ablegen in Stockmarknes ab in die Kabine (bea schläft schon tief), Tagesbericht beendet, noch etwas gelesen (es ist inzwischen 01.40) und dann irgendwann eingeschlafen.

28.12.: Man weiss nie, wieviel Uhr es ist, es fehlt der Orientierungspunkt des Hellerwerdens. Erwache gegen acht Uhr und beschliesse, noch eine halbe Stunde zu dösen. Übliches Ritual mit Rasieren und Duschen, dann Morgenessen. Beschliessen definitiv, an der Nordkap-Tour teilzunehmen und melden uns an. Durchführung ist noch nicht sicher, da wetterabhängig. Internetkarte gekauft, bei "Blick" eingeloggt und Symbole (Wettbewerb) für die letzten drei Tage eingeprägt, eigenen Mail-Briefkasten gecheckt und Mail nach Frankreich (zu Ruth und Turi) geschickt. Um 10.30 kommt Neptun zu Besuch, beim Anblick der Menge Wasser, die über einem geschüttet wird, beschliessen wir, auf die persönliche Polarkreis-Taufe zu verzichten. Nachdem die Tour-Direktorin mittels Lautsprecher verlauten lässt, sie habe noch viele freie Plätze für die Stadtbesichtigung in Tromsø, beschliessen wir kurzfristig, uns dort anzumelden. Zuvorderst in der Panorama-Bar beobachten wir während unseres Aufenthaltes in Finnsnes einen Elektriker, der am Bug verschiedene defekte Lampen repariert oder die Birnen wechselt, wahrlich ein Saujob bei dieser Kälte. Nachher Mittagessen, unsere englischen Freunde sind auch da. Rückzug in die Kabine, Umziehen für die Stadtbesichtigung. Mittlerweile völlig dunkel, starker Schneefall, es ist aber erst halb drei am Nachmittag, aber die Dunkelheit stört uns erstaunlicherweise überhaupt nicht. Wir sind in einem zweisprachigen Bus, norwegisch und deutsch. Sehr guter Guide, dazu Buschauffeuse mit dem Namen Else. Zuerst Besuch im Tromsø-Museum, wir erfahren sehr viel über die Samen (früher nannte man sie Lappen, aber das hören sie heute nicht mehr gerne), es gibt 40'000 Samen in Norwegen, das sind 1& der Bevölkerung. In Finnland gibt es 5'000 Samen, das sind lediglich 1 Promille der Bevölkerung. In Finnland werden die Samen aber zu touristischen Zwecken "hollywoodmässig" missbraucht, in Norwegen haben sie immerhin ein eigenes Parlament, in welchem sie ihre Anliegen einbringen können, wenn auch nur in lokalen Angelegenheiten. Auch haben sie eine eigene Flagge. Die Samen in Norwegen sind auf verschiedene Regionen verteilt, die grösste Kolonie lebt, für mich überraschend, in der Hauptstadt Oslo. Nach einer schnellen Rundfahrt auf der Insel wechseln wir über die einen Kilometer lange Tromsø-Brücke hinüber zum Festland, um eines der Wahrzeichen der Stadt, die Eismeer-Kathedrale zu besichtigen.Das Mosaikfenster auf der Ostseite ist das grösste in Europa. Die Orgel, die die Form eines Schiffes hat, ist in einem erbärmlichen Zustand, eine grosse Pfeife ist abgebrochen, eine fehlt ganz. Auf meine Frage erklärt der Guide, man habe beim Bau schlechtes Material benutzt, man sei jetzt am Geldsammeln für eine neue Orgel. Rückfahrt zum Schiff, Auslaufen ist gemäss Fahrplan um 18.30. Der Bus der deutschen Reisegruppe "Blitz" kommt auf den letzten Drücker. Pünktlich laufen wir aus, rückwärts, wir sind schon fast in der Position, um die Maschinen auf "vorwärts" zu schalten, als die Trollfjord plötzlich zur Anlegestelle zurückkehrt. Grund ist eine Eigenart der Hurtigruten: in jedem Hafen haben Besucher ungehindert Zutritt auf das Schiff, mittels Lautsprecher-Durchsage werden diese dann jeweils rechtzeitig vor dem Auslaufen zum Verlassen des Schiffes aufgefordert. Diese Aufforderung scheint eine norwegische Familie mit zwei kleinen Kindern überhört zu haben, also werden sie zurück an Land gebracht. Unglaublich, aber wahr. Nachtessen, ich revanchiere mich mit einem Sancerre bei unseren englischen Freunden. Bea geht zu Bett, ich noch schnell in die Panorama-Bar zu einem Glas Rotwein. Um fünf vor zehn in der Kabine, Bea liest noch, ich schreibe Tagesbericht fertig, lese noch etwas und schlafe irgendwann ein.

29.12.: Schlechte Nacht, fand den Schlaf nicht, deshalb gelesen bis drei Uhr in der Frühe. Um 09.00 aufgestanden, geduscht und dann zum Brunch. Haben heute ja die Nordkap-Tour gebucht, deshalb keine Möglichkeiten zum Mittagessen. Vor der Tour aber noch die Möglichkeit einer Brückenbesichtigung wahrgenommen, faszinierend dieser Kommandostand da oben. Man fährt mit GPS, der Kurs wird über den Compter eingegeben und der Autopilot übernimmt den Rest. Wendepunkte sind kurz zu bestätigen. Die normale Reisegeschwindigkeit beträgt 15 Knoten, bei dieser Geschwindigkeit verbrauchen wir rund 1200 Liter Diesel pro Stunde. Würden wir mit der möglichen Höchstgeschwindigkeit von 18 Knoten laufen, so würde sich der Verbrauch fast verdoppeln, nämlich auf 2200 Liter pro Stunde. Echolot ist selbstverständlich auch vorhanden, das jederzeit die Wassertiefe unter dem Kiel misst. Nur die Hafenein- und ausfahrten werden manuell gesteuert. Es mutet schon fast antiquiert an, das trotzdem noch die alten Seekarten an Bord vorhanden sind. Nach dem Anlegen in Honningsvøg besteigen wir die Busse, um zum 40 km entfernten Nordkap zu fahren.Es geht dabei über einen tief verschneiten Pass. Den Wintertourismus zum Kap hat man erst vor einem Jahr gestartet, deshalb dürfen im Winter nur Busse die letzten 4 km hochfahren. An der Spitze fährt ein Schneepflug, der uns auch wieder zum Checkpoint zurückbegleiten wird. Am Kap erwartet uns ein Wunder: kein Nebel, kein Schneefall und vor allem kein Wind, was schon im Sommer eine Seltenheit ist, im Winter aber höchstens einmal vorkommt, ausgerechnet heute. Wir betrachten die Ausstellung, sehen einen ausgezeichneten Videofilm und besuchen den obligaten Souvenirshop. Als wir zu den Bussen zurückkehren, erwartet uns ein weiteres Wunder: erstmals auf dieser Reise wird ein Teil des Mondes sichtbar und sogar ein Stern blinkt vom Himmel. Die Rückfahrt findet zum Teil dann aber im Nebel statt, eine Viertelstunde vor dem Auslaufen sind wir wieder im Hafen. Ca. 3 Meilen ausserhalb findet dann noch eine Übung für die Mannschaft statt, ein Schlepper nimmt uns für kurze Zeit an die "Leine", nachher Übungsabbruch und weiter nach Fahrplan. Bis zu zu unserem Wendepunkt Kirkenes fahren wir praktisch nur noch über offene See, so dass es rau werden könnte. Kurz nach Honningsvøg fängt es an zu schütteln, Bea bleibt im Bett, während ich noch zum Nachtessen gehe. Bei einem kurzen Stop in Mehammn bringe ich ihr zwei Brötchen, nach dem Dessert gehe ich auch zu Bett, um mein Schlafmanko zu reduzieren.

30.12.: Nach einer rauen Nacht über die offene Barentsee erreichen wir um 10.15 Kirkenes, den Wendepunkt unserer Schiffsreise. Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang ins Zentrum von Kirkenes. Diese kleine Stadt wurde im 2. Weltkrieg nach Malta am häufigsten bombardiert und zwar von den Allierten, da Kirkenes für die deutschen Erzlieferungen von zentraler Bedeutung war. Das Spazieren bei trockener Kälte und knirschendem Schnee utner den Füssen tut gut, wir sind rechtzeitig zurück, da nach dem Auslaufen wieder raue See angesagt ist, möchte Bea in Ruhe vorher noch etwas essen. Ich trinke nach dem Essen noch in Ruhe ein norwegisches Weihnachtsbier (dunkel) und verziehe mich dann auch in die Kabine, da wie bereits erwähnt offene Seestrecke angesagt ist und es deshalb nichts Interessantes zu sehen werden gibt. Zum Nachtessen bleibt Bea im Bett, ich bringe ihr etwas, was sie auch isst. Nach dem Nachtessen noch gemütliches Zusammensitzen mit unseren englischen Freunden, bei dieser Gelegenheit fällt mir endlich wieder der Name meines Weinfreundes ein, er heisst ganz einfach Dennis. Kurz nach dem Auslaufen aus Berlevang kreuzen wir unser nordgehendes Schwesterschiff, die MS Midnatsol (wo so viel heisst wie Mitternachtssonne), nachher ist auch für mich Feierabend, schliesslich feiern wir ja morgen Silvester, und da möchte ich fit sein.

31.12.: Nach einer ruhigen Nacht um neun Uhr aufgestanden, geduscht, Bea das Frühstück gebracht (sie bleibt wegen der etwas rauen See noch etwas liegen), selbst gefrühstückt, einer der Kellner hat wieder seine üblichen Sprüche auf Lager, die Engländer und ich bleiben ihm aber nichts schuldig. Dann Einlaufen in die nördlichste Stadt der Welt, Hammerfest, genossen, Fussmarsch zum Eisbären-Club, um dort Ehrenmitglied zu werden. Ziel dieses Clubs ist, Hammerfest als das zu erhalten, was es immer war, nämlich a.) die nördlichste Stadt der Welt und b.) ein grosses Fichereizentrum. Deshalb ist die Stadt auf die Idee mit dem Club gekommen. Ehrenmitglied wird man durch Bezahlung einer einmaligen Gebühr, man erhält einen Mitgliederausweis, ein Zertifikat und darf fortan jährlich an der immer am dritten Sonntag im Januar stattfindenden Generalversammlung teilnehmen, was für uns eher schwierig sein wird. Noch etwas shoppen, dann zurück aufs Schiff, Mittagessen, Wein für Silvesterdinner vorbestellt, nachher in die Panorama-Bar zum Bier und Ansichtskarten schreiben. Anschliessend in die Kabine, um noch etwas zu relaxen, heute feiern wir ja schliesslich Silvester in Tromsø mit einem Viergang-Menu, da wollen wir fit sein. Gutes Dinner, ausgelassene Stimmung. Nach dem Nachtessen werden wir von vier schottischen Ladies zu einem "New Year Eve"-Drink in ihre Kabine eingeladen, es ist unheimlich gemütlich und wir fühlen uns wohl. Gegen 23.30 gehen wir auf Deck "nine" (Open Air), wo wir einen fantastischen Rundblick auf Tromsø geniessen, rund herum Feuerwerk, tief verschneite Berge, an einem Hang steht gross die Jahrzahl 2003, die dann pünktlich um 24.00 auf 2004 wechselt (Brauch geht auf die Widerstandskämpfer im 2. Weltkrieg zurück), Es gibt Champagner, gestiftet von der Reederei, ein eigenes Feuerwerk hat das Schiff auch noch auf Lager. Nachher ziehen wir uns in die Panorama-Bar zurück, wo schlussendlich Dennis und ich bis 02.40 über die täglichen Sorgen philosophieren. Dann ist auch für mich Schluss.

1.1.: Nach einer kurzen Nacht wie vereinbart um 09.00 zum Champagner-Frühstück, welche Überraschung: aus mir heute noch nicht erklärlichen Gründen ist die Bedienung der Meinung, ich habe Geburtstag, sie hat den Tisch wunderschön geschmückt, eine dänische Kellnerin singt sogar ein Geburtstagslied in ihrer Landessprache für mich. Um sie nicht zu enttäuschen, spielen wir die Show mit und so kommen halt Passagiere und gratulieren mir. Nissa, der Oberkellner, hat seine Show und er zieht sie gnadenlos durch, "let us play the game" also. Nach diesem Überraschungsfrühstück gehen Bea und ich in die Panorama-Bar und geniessen die vorüberziehende Landschaft. Da wir schon wieder etwas weiter nach Süden gekommen sind, ist es recht hell und ein rötlicher Schein am Himmel lässt erahnen, wo die Sonne sein könnte. Kurzes Mittagessen (Makkaroni-Suppe), dann Schlaf nachholen, für mich aber nur kurz, da ich in Stockmarknes die alte Finnmarken fotografieren und um 16.00 die Einfahrt in den Raftsund mitbekommen will. In Stockmarknes (Ursprung und Heimat der Hurtigruten) also kurz vom Schiff (Bea schkläft weiter), die Finnmarken fotografiert, wieder rauf aufs Schiff, das Auslaufen beobachtet, dann dreiviertel Stunden bei eisigem Wind die Einfahrt in den Raftsund mitgenommen, heute kein Schneefall, im Gegenteil, ein milchiger Halbmond steht am Himmel und beleuchtet die Naturszenerie. Nachher ebenfalls ab in die Kabine, mir fehlt immer noch etwas Schlaf. Ich bin sicher, dass die Geburtstagsshow beim Nachtessen noch weitergeht, und ich täusche mich nicht. Schon am Eingang zum Speisesaal nimmt mich eine hübsche Kellnerin am Arm und führt mich an den Platz. Mittlerweile gibt mir Nissa so durch die Blume zu verstehen, dass er weiss, dass ich nicht Geburtstag habe, aber für ihn ist das auch eine inszenierte Show, an der er selber den Plausch hat. Das Ganze gipfelt dann im offiziellen Aufmarsch der Bedienung, mit Gesang und norwegischen Flaggen und Überreichung der Geburtstagstorte. Zudem werde ich offiziell geküsst und das ganze wird vom Bordfotografen bildlich festgehalten. Was für ein Aufwand für etwas, das nicht den Tatsachen entsprach! Nachher noch Kaffee in der Panorama-Bar, aufgemotzt durch Richard's Brandy aus der Cola-Flasche (zum Verständnis: Alkohol ist auf dem Schiff sehr teuer, darum haben die Engländer den Brandy von zu Hause mitgenommmen und jeweils zur Tarnung ein wenig in eine leere Cola-Flasche abgefüllt). Wir sind wieder diesselbe Bande, unsere vier englischen Tischnachbarn, Jilly aus Australien und die vier schottischen Ex-Krankenschwestern, die dann zur Feier des Tages noch ein paar schottische Lieder anstimmen. Die See wird mittlerweile etwas rauer, wir queren auf offener See den Vesterfjorden Richtung Bodö, welches wir gegen 01.30 erreichen werden, nach der gestrigen langen Nacht wird es Zeit, zu Bett zu gehen, was wir auch tun.

2.1.: Ganz langsam nähern wir uns wieder dem Ausgangspunkt unserer Reise, Bergen. Man merkt es auch daran, dass die Tage heller werden. Um 09.00 Frühstück, plaudern und albern mit Nissa, der uns erzählt, dass er in Mo i Rana wohne und deshalb, wenn er frei habe, jeweils in Nesna von Bord gehe und von dort mit dem Auto noch ca. 70 km zu fahren habe. Nesna ist auch heute der erste Hafen, den wir in wachem Zustand erleben, wir steigen aber nicht aus, weil es infolge leichter Verspätung nur ein kurzer Stopp wird. Nächster Halt ist Sandnessjøen, hier gehen wir von Bord, um uns a.) ein wenig die Füsse zu vertreten und b.) gleichzeitig auch zu shoppen. Wir nutzen die Stunde, die uns zur Verfügung steht, für Nissa kaufe ich noch eine Flasche Rioja. Auf der Fahrt von Sandnessjøen nach Brønnøysund stehen die "sieben Schwestern", ein bekanntes Bergmassiv mit sieben Gipfeln zwischen 900 und 1100 m hoch. Der Sage nach handelt es sich dabei um sieben weibliche Trolle, die nicht rechtzeitig vor Sonnenaufgang in ihre dunkle Behausung zurückkamen und deshalb auf der Stelle zu Stein erstarrten. In Brønnøysund steigen wir nicht aus, ruhen ist angesagt. Kurz nach Brønnøysund liegt zwar noch der Berg Torgatten mit seinem markanten Loch mitten in der Felswand. Wegen der bereits herrschenden Dunkelheit ist dieses Loch aber sowieso nicht zu sehen. Um sieben Uhr wie gewohnt Nachtessen, es gibt eine Schalentier-Vorspeise auf kaltem Nudelbett, nachher ein zartes und saftiges Hähnchen mit Wildreis, dazu trinken Dennis und ich einen Croze Hermitage von Jaboulet. Zum Schluss gibts die übliche übersüsse Süssspeise. Jetzt ist auch Zeit und Gelegenheit, Nissa seine Flasche "Sigla Crianza" zu übergeben, er zeigt echte Freude und bedankt sich überschwänglich. In der Zwischenzeit haben wir Rørvik angelaufen, hier liegt zu gleichen Zeit die nordgehende Polarlys, welche Bea, Dennis, Richard und ich für einen kurzen Drink besichtigen. Auch dieses Schiff hat ein sehr schönes Interieur, aber alles wirkt ein bisschen schwerer und enger, im Dienst ist dieses Schiff seit 1996 und gehört der selben Reederei wie die Trollfjord. Nachher zurück in die Panorama-Bar zu einem Abschiedstrunk mit Jilly und Dennis, sie verlassen morgen in Trondheim das Schiff und fahren nach einer Nacht dort mit dem Zug nach Oslo, von wo sie nach einer weiteren Nacht zurück nach England fliegen. Um 23.00 ist auch für mich Schluss und ich verziehe mich schwankend (wir laufen über die offene Foda-See, die recht rau ist) in die Kabine, wo Bea noch am Lesen ist. Ich beende noch den Tagesbericht, lese wie gewohnt und werde irgendwann einmal den Schlaf finden.

3.1.: Wecker zweifach gestellt auf 07.15 (Handy und Palm), um uns von Jilly und Dennis zu verabschieden, die uns heute Morgen in Trondheim verlassen, um mit der Bahn nach Oslo zu fahren, auch eine hübsche Kombination. Wir sind um acht Uhr im Speisesaal und nutzen die letzten Minuten intensiv, um uns von diesen liebenswerten Menschen zu verabschieden. Die Trennung fällt uns schwer, doch das ist der Lauf des Lebens. Nachher gehen Bea und ich im tiefen Schneegestöber dreiviertel Stunden laufen, das tut uns gut. Hinter der Trollfjord liegt übrigens die nordgehende Narvik, eines der älteren Schiffe. Den Rest des Morgens verbringen wir in der Panorama-Bar und bewundern die vorüberziehende Landschaft. Gleich nach dem Auslaufen aus Trondheim erscheint an der Steuerbordseite (das ist rechts) die Insel Monkholm, hier wurde von Knut dem Mächtigen seinerzeit ein Kloster gegründet, später wurde daraus ein Gefängnis, heute ist es ein Museum und eine Touristenattraktion. Später taucht dann noch, auch an der Steuerbordseite, die Fossen-Werft auf, hier wurden die Trollfjord und ihr Schwesterschiff, die Midnatsol gebaut. So wie es jetzt aussieht, hat die Werft zurzeit keinen Auftrag, denn das Trockendock ist leer. Nach dem Mittagessen (es gibt heute leider keine Suppe) verzieht sich Bea in die Kabine und ich in die Panorama-Bar zum obligaten Jule-Bier (dunkles Weihnachtsbier). Bis zum Auslaufen aus Kristianssund bleibe ich auf Deck 8, Bea gesellt sich auch noch dazu, dann ab in die Kabine und ein wenig relaxen. Gegen 17.30  beginnt wieder eine offene Seestrecke, die zwei Stunden dauert und verhindert, dass Bea zum Nachtessen kommt, doch diesmal ist es nicht nur der Seegang, irgendwie plagt sie auch der Thon vom Mittag. Ich bringe ihr drei Brötchen und während des einstündigen Aufenthaltes in Molde packt sie die Koffer, es ist leider unser letzter Abend auf der Trollfjord. Während des Nachtessens kreuzen wir noch die MS Lofoten, das älteste Schiff der Hurtigruten, sie springt im Winter für die in die Antarktis gehende Nordlys ein, macht aber im Sommer Touren nach Spitzbergen und ist während dieser Zeit vom Hurtigrutendienst befreit. Nach dem Nachtessen noch in die Panorama-Bar zu einem Glas Wein, die schottischen Nursen und Audrey und Richard sind ebenfalls dabei. Um halb elf ab in die Kabine, die Koffer sind gepackt. Bea geht es besser und sie liest noch. Heute Nacht zwischen 02.30 und 04.30 erwartet uns die letzte offene Seestrecke, der Stadthavet. Gegen 14.30 sollte dann Ankunft in Bergen sein, wo wir noch eine Nacht verbringen werden.

4.1.: Nach einer relativ ruhigen letzten Nacht geht der Wecker um 06.30 "hoch". Nach dem Duschen nehme ich den ersten Koffer mit zum Lift, die Schiffsmannschaft wird dafür besorgt sein, dass das Gepäck in Bergen am Kai sortiert wird. Über die Reiseleiterin Wilma, die perfekt Norwegisch, Englisch und Deutsch spricht, können wir einen Bustransport direkt zum Hotel organisieren, wir machen natürlich davon Gebrauch. Beim Morgenessen die bekannten Gesichter, man kennt sich zwischenzeitlich und grüsst sich. Nach dem Morgenessen machen wir unser Gepäck definitiv bereit, so dass wir die Kabine, wie von der Schiffsleitung gewünscht, um 12.00 verlassen können. Wir wandern zur Panorama-Bar, der zweite Koffer kommt natürlich mit. Fløre war gegen 08.00 der letzte Anlaufhafen, jetzt sind wir ca. sieben Stunden auf See und befahren eine Strecke, die wir auf der Hinfahrt in der Nacht zurückgelegt haben, landschaftlich interessant mit engen Passagen und häufigem Zickzack-Kurs, um den Klippen auszuweichen. Dann wieder eine offene Seestrecke über den Ausläufer des Sognefjordes, Norwegens längster Fjord mit 200 km und einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1500 m. Wir kommen langsam wieder in eine zivilisierte Gegend, erkennbar durch die zunehmende Anzahl von Ferien- und Weekendhäuschen an der nahen Küste links und rechts der Fahrrinne. Das letzte Mittagessen folgt, vorgesehene Einlaufzeit in Bergen ist 14.30. Es folgt die allgemeine Verabschiedung, viele Bekanntschaften wurden gemacht, Freundschaften geschlossen, diese künftig zu pflegen und die Kontakte nicht abreissen  zu lassen, dies liegt nun alleine an uns. Ein schönes Kompliment erhalten wir von einer Kellnerin, die uns als ausserordentlich nette Gäste bezeichnet und uns sehr gerührt verabschiedet, natürlich gilt unser Abschied auch Nissa, dem Food-Manager, wie wir in der Zwischenzeit erfahren haben. Das Einlaufen in Bergen verfolgen wir aus der Panorama-Bar, es ist einfach erstaunlich und faszinierend, mit welcher Pünktlichkeit auf diesen 2500 sm gefahren wird, die Uhr am Terminal springt genau auf 14.30, als die uns lieb gewordene Trollfjord am Kai anlegt. Mit dem erwähnten Bus fahren wir direkt vor das Hotel First Marin, beziehen unser Zimmer und dann - wie bescheiden nach 11 Tagen kulinarischer Verwöhntheit - einen auch in Norwegen nicht fehlenden McDonald's, um die langersehnten Pommes Frites "hereinzuziehen", wirklich das einzige, was zumindet ich vermisst habe. Zurück im Zimmer wird dieser Tagesbericht geschrieben, Television, das übliche Lesen und das letzte Mal Schlafen in Norwegen.

5.1.: Das lausige Bett im First Marin verhindert eine wohltuende Nacht, mit zerschundenem Rücken geht's unter die Dusche, nachher Frühstück. Shoppen ist an diesem letzten Tag in Norwegen angesagt, bei kaltem, aber trockenen Wetter, aufpassen muss man nur beim Laufen, es ist teilweise brutal glatt. Wir geben noch etwas Geld aus, trinken einen Kaffee, fotografieren die Kulisse von Bryggen (der ehemalige Hanse-Kontor) und kehren gegen 13.00 ins Hotel zurück. Um 13.30 kommt das bestellte Taxi, der Chauffeur entpuppt sich als Kenner der Schweiz, war er doch einige Jahre bei uns als Skilehrer an verschiedenen Orten tätig, ja er besitzt sogar eine Wohnung in Domat-Ems, die er jedes Jahr im Februar für zwei Wochen belegt. Wie klein ist doch die Welt! Im Flughafen Bergen-Flesen (so heisst dieser nämlich) überbrücken wir die Wartezeit mit der Geltendmachung der Mehrwertsteuer für unsere Einkäufe (wir erhalten noch rund SFr. 80.00 zurück) und Herumsitzen. Der Ablug erfolgt leicht verspätet, aber dank des über der Nordsee herrschenden Rückenwindes erreichen wir Amsterdam pünktlich, was uns Zeit gibt, um das Gate für den Anschlussflug nach Zürich zu wechseln. Aufgrund des wie immer starken Luftverkehrs über Europa gibt es auch hier eine 20minütige Verzögerung, aber auch Richtung Schweiz kommt der Wind von hinten, so dass wir genau zur vorgesehenen Zeit in Zürich-Kloten landen. Noch ein Wort zur Verpflegung an Bord: man merkt, dass es den Airlines nicht so gut geht, die Verpflegung ist wirklich lausig, und das ist noch freundlich ausgedrückt. Bea und ich haben uns entschlossen, das ganze Gepäck mit Zug nach Hause zu nehmen; da wir noch fast eine Stunde Zeit haben, bis uns die S2 nach Siebnen-Wangen bringt, verpflegen wir uns im Flughafen noch kurz, besorgen in der Migros noch etwas für das erste Frühstück in der Schweiz nach 14 Tagen und karren dann unsere Bagage auf den Bahnsteig, belegen zwei Abteile und öffnen müde um 23.35 unsere Wohnungstüre. Willkommen zu Hause!



Fahrt auf der Donau bis zum Delta 2005

Auch über diese wunderschöne Flussfahrt, die uns von Passau zum Delta der Donau und zurück führte, ist ein Tagebuch entstanden.

17.5.: Mit schwerem Gepäck fahren wir um 8.03 mit der S2 nach Zürich, dort nehmen wir den Eurocity nach München. Nach einer Zwischenverpflegung (scharf!) fahren wir weiter nach Passau, dem Ausgangspunkt unserer 19tägigen Donaufahrt. Ein Taxi bringt uns zum Hotel Altstadt, welches unmittelbar an der Anlegestelle der Flusskreuzfahrtschiffe liegt. Wir geniessen ein hervorragendes Nachtessen, nachher ist Schlafen angesagt.

18.5.: Regen, Regen und noch einmal Regen, das ist die Situation am Morgen in Passau, trotzdem gehen wir shoppen. Meine angeblich wasserdichte Jacke erweist sich als Durchnässer, deshalb erstehe ich bei Woolworth eine neue für sage und schreibe €17.50, und die ist wirklich dicht. Bei dieser Gelegenheit kaufe ich gleich noch einen neuen elektrischen Rasierapparat (der alte reisst mehr aus als abzuschneiden). Bevor wir im Hotel einen kurzen Imbiss einnehmen, bringen wir noch das Gepäck zur Viking Star, die nur wenige Meter vom Hotel entfernt liegt, damit sind wir die Bagage los. Um 14.00 können wir einchecken, beziehen unsere grosszügige Kabine und richten uns ein (auspacken etc.). Die Tischeinteilung ist bereits gemacht, die sechs Schweizer auf dieser Reise hat man an einen Tisch gesetzt, die Ehepaare Müller und Heim (später werden wir sie Lilly, Hanspeter, Hilde und Rolf nennen) sind unsere Tischnachbarn. Um 18.00 laufen wir aus und nehmen Kurs zum Schwarzen Meer. Nach dem hervorragenden Nachtessen genehmigen wir uns noch einen Schlummertrunk in der Lounge,  dazu erledigen wir noch die Anmeldungen für die ersten vier Ausflüge und gehen dann schlafen.

19.5.: Nach einer ruhigen Nacht erreichen wir Melk, wir haben uns für die Besichtigung des Stifts angemeldet. Ursprünglich Residenz der Babenberger, die damalige österreichische Fürstenfamilie, wurde es im Jahre 1089 unter Leopold dem II. zu einem Benediktinerstift gegründet. Die Stiftskirche am Anfang der Wachau ist eine der wichtigsten Barockbauten Europas und gehört heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mehrmals zerstört, stammt die heutige Architektur aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Jakob Prandtauer, ein junger Baumeister aus Tirol, schuf das Gebäude zwischen 1701 und 1726. Wir kommen in den Genuss einer ausgezeichneten Führung, von der Terrasse vor der Kirche haben wir einen atemberaubenden Blick über das sich gen Osten erstreckende Donautal. Am Nachmittag geht die Fahrt weiter durch die Wachau, vorbei an so berühmten Orten wie Dürnstein und Krems . Nach einem technischen Stop in Wien (ohne Ausstieg) erholen wir uns bei einem wiederum hervorragenden Nachtessen, genehmigen uns einen Schlummertrunk und sinken todmüde ins Bett.

20.5.: Unser nächstes Ziel, Budapest, erreichen wir am Morgen früh, angesagt ist eine Stadtrundfahrt sowohl auf der Pester- als auch auf der Budaerseite. Bis 1873 existierte Budapest noch nicht. Buda und Obuda auf dem Westufer und Pest auf dem Ostufer waren getrennte Städte, und bis zum Bau der Hängebrücke verbanden nur Fähren die beiden Ufer. Es ist überzeugend gelungen, einen Flussraum aktiv in ein Stadtgebilde einzubinden. Buda, die Burgstadt, und Pest, die Flächenstadt, haben jede ihren eigenen Charakter entwickelt und damit ein eigenes Gesicht zum Fluss hin gewandt. Von einer sehr guten Führerin erfahren wir vieles über die Geschichte, aber auch über den heutigen Alltag, die Menschen und ihre Probleme und Sorgen. Wir steigen am Heldenplatz und auf dem Schlosshügel aus. Nach dem Mittagessen auf dem Schiff schlendern Bea und ich allein in die grosse Einkaufshalle und durch die Flaniermeile „Váci Utca“, wo wir eine Eule und eine Ledertasche erstehen. Nach dem Nachtessen geniessen wir ungarische Volksmusik in der Lounge, mit sehr feinem Geigenspiel, imponierend ist die Interpretation des "Dritten Mannes". Der Kapitän überrascht uns mit einer feinen Geste: beim Verlassen von Budapest fährt er noch einmal ein paar hundert Meter stromaufwärts, damit wir die fantastische nächtliche Silhouette von Budapest noch einmal geniessen können. Dann gleitet das Schiff durch die Nacht und wir ergeben uns unseren Träumen.

21.5.: Früh am Morgen erreichen wir Mohaçs, Ausgangspunkt für unsere Führung durch Pécs, eine Stadt mit mediterranem Charakter und interessantem Altstadtkern. Wir haben es mit einer humorvollen Reiseführerin zu tun, die uns mit stimmigen Einlagen bei guter Laune hält. Nach Schluss des offiziellen Teils schlendern Bea und ich noch durch die Fussgängerzone und genehmigen uns ein Eis. Nachher fahren wir zurück zum Schiff, geniessen das Mittagessen und die vorüberziehende unberührte Landschaft, nur Wälder, Wälder, sonst nichts. Unterwegs müssen wir einen Stop für die serbisch-montenegrinische Einreisekontrolle einschalten. Das ist ein Schauspiel: Der Kapitän und der Zahlmeister verlassen mit Akten und einem Metallkoffer, in dem sich alle Pässe befinden, das Schiff, um den Grenzbeamten, die sich ein paar hundert Meter entfernt aufhalten, die Ehre anzutun. Beide kehren nach längerer Zeit zurück, ohne Koffer. Der Kapitän verlässt das Schiff noch einmal mit einem Papier und kehrt wieder zurück. Jetzt beginnt das Warten, endlich kommt irgend ein Arbeiter mit dem Koffer zurück, wir denken, das war’s, denkste, die Zollbehörden verlangen eine Gesichtskontrolle, jeder Passagier hat seinen Pass an der Rezeption abzuholen und durch die Bibliothek zu laufen, wo die Beamten sitzen und kontrollieren. Endlich geht es dann weiter, nach dem üppigen Nachtessen und vor dem Zubettgehen machen wir noch einen Zwischenstopp in der Lounge zum Schlummertrunk mit unseren Tischnachbarn.

22.5.: Heute steht ein ganzer Tag Flussfahrt auf dem Programm, mit ständig wechselnder Landschaft. Vor dem Mittagessen, oh Schreck, noch die serbische Ausreisekontrolle mit dem gleichen Theater, aber diesmal Gesichtskontrolle in der Kabine, aus meiner Sicht reine Schikane, aber was soll’s. Vor dem Mittagessen befassen wir uns noch mit einem Quiz mit geistigem Tiefgang, keine Allerweltsfragen, die man raten kann. Den Nachmittag benützen wir zum „sünnele“ auf dem Oberdeck und lassen die Landschaft an uns vorüberziehen. Gegen 20.00 Uhr erfolgt die interessante Passage des zweistufigen Schleusenkomplexes “Eisernes Tor 1“, in der mittleren Stufe treffen wir auf einen Frachter auf dem Weg stromaufwärts. Nach dem Nachtessen verfolgen wir in der Lounge die Auflösung des Quiz, von 20 Fragen habe ich drei falsch beantwortet, das sind 20% und ich bin nicht zufrieden mit mir. Deshalb fällt der Schlummertrunk auch etwas heftiger aus als sonst. Gegen 23.30 erreichen wir Turnu Severin, unseren nächsten Stopp. Damit wird es auch Zeit, die Kabine aufzusuchen.

23.5.: Heute sind wir mehr oder weniger ausgeschlafen, da wir auf den Ausflug in Turnu Severin verzichten und die kleine Stadt auf eigene Faust erkunden. Auffallend sicht- und spürbar ist die grosse Armut, die hier herrscht. Beispiel: wir besuchen ein grosses, modernes vierstöckiges Warenhaus, es gibt alles zu kaufen, aber es fehlen die Kunden, wir sind fast die einzigen. Um 11.30 Uhr laufen wir aus, um 12.30 Uhr ist Mittagessen angesagt. Gegen 14.30 Uhr passieren wir den Schleusenkomplex „Eisernes Tor 2“, dieser Komplex wirkt nicht so imposant wie 1. Heute genehmigen wir uns ausnahmsweise einen Mittagsschlaf, gefolgt vom üblichen Ritual, was da sind: Informationen, Nachtessen und Schlummertrunk, dann Nachtruhe.

24.5.: Der heutige Tag (wir liegen im übrigen in Giurgiu, einer rumänischen Stadt mit etwa 70'000 Einwohner) wird ganz im Zeichen stehen von zwei Schlagwörtern: Grössenwahn und Gegensätze. Doch der Reihe nach: Der Tag beginnt wie üblich mit einem Frühstück vom reichhaltigen Buffet, anschliessend schiffen wir aus und besteigen den Car für die Fahrt nach Bukarest. Zuerst passieren wir nur landwirtschaftliche Gegenden, begegnen vielen Pferde- und Eselskarren und verlassenen Kolchosen. In Bukarest selbst beginnen wir mit der Patriarchenkirche, eines der wenigen historischen Gebäude, das von der Zerstörung im 2. Weltkrieg verschont blieb. Anschliessend bummeln wir durch ein Dorfmuseum mit alten, traditionellen Häusern. In den Jahren 1977 bis 1987 liess der grössenwahnsinnige rumänische Präsident Nicolae Ceausescu viele Gebäude entfernen, um Platz für seine neue geplante Stadt zu schaffen. Unter anderem entstand der Volkspalast, der mit seiner Grösse von 365'000 m2 alle Gebäude Europas übertrumpfen sollte. Für den Bau wurden u.a. 11 Eisenbahnzüge Marmor aus den Karpaten herbeigeschafft. Der Palast ist heute zu 80% fertiggestellt und es wird auch nach der Aera Ceausescu munter weitergebaut. Auf der Fahrt zurück zum Schiff passieren wir ein weiteres Mahnmal Ceausescus, das grösste Loch von Bukarest. Ursprünglich sollte hier ein künstlicher See entstehen, nach der Aushebung der Grube stellten die Ingenieure aber fest, dass die Dämme dem enormen Wasserdruck nie standhalten würden. Deshalb sollte hier als Ersatz der grösste Sportpalast Europas entstehen, dazu kam es aber nicht mehr. Ein weiteres wahnwitziges Projekt von Ceausescu war der Bau eines Kanals von der Donau bis nach Bukarest, dort sollte der grösste Binnenhafen Europas entstehen. Auch dieser Bau wurde begonnen, aber nie zu Ende geführt. Dank unserer hervorragenden lokalen Reiseleiterin, die uns auch die weniger schönen Seiten Bukarests nicht vorenthielt, haben wir sehr viel Interessantes über Stadt, Land und Leute erfahren. Um 19.00, während dem Nachtessen, legen wir in Giurgiu ab Richtung Delta. Was noch folgte? Ach ja, der Schlummertrunk vor der grossen Nachtruhe.

25.5.: Heute frühstücken wir kurz vor 8 Uhr, da eine Bootsfahrt ins Donaudelta angesagt ist. Bevor Europas zweitlängster Fluss, mit einer Gesamtlänge von 2888 km, seine Reise zum Schwarzen Meer beendet, durchfliesst er das Donaudelta. Ab Kilometer 79 beginnt das Delta mit seinen drei Hauptarmen, den St. Georgs-Arm, den Kilia-Arm und den Sulina-Arm. Während wir frühstücken, legen wir bei km 35 hinter Tulcea an die Swiss Gloria an, der wir auf der Reise schon einige Male begegnet sind, und steigen auf ein kleineres Schiff um, dass uns während gut vier Stunden durch die Seitenarme des Deltas führt. Infolge des Hochwassers (z.Zt. 3 m über Normalpegel) und des verspäteten Sommers ist die Vogelvielfalt noch nicht sehr gross, aber trotzdem wird die Fahrt zu einem Ereignis, ohne genaue Kenntnisse würde man sich in diesem Wirrwar von Wasserarmen nach kurzer Zeit gnadenlos verirren. Bei der Rückkehr zum Schiff stellen wir fest, dass sich in der Zwischenzeit noch die Viktoria zu uns gesellt hat, so dass die Viking Star nun im Sandwich ist. Alle drei Schiffe verlassen aber gleichzeitig die Anlegestelle km 35, nachdem dies unser Wendepunkt war, fahren wir ab heute wieder stromaufwärts. Das Mittagessen bildet den Abschluss der morgendlichen Erlebnisfahrt. Nach einem Bier auf dem Oberdeck entfliehen wir der grossen Hitze und verziehen uns in die Kabine, um ein bisschen zu dösen. Um 18.30 empfangen wir in der Lounge die neuesten Informationen, begleitet von einem Aperitif. Das Nachtessen mit der weiterhin exzellenten Bedienung durch Rita und Sebastian ist wie immer ein Genuss, während des Essens passieren wir eine ukrainische Hafenstadt, nachher den zweitgrössten Hafen von Rumänien namens Galati (der grösste ist Giurgiu). Nach dem Essen entern wir kurz auf das Sonnendeck, um die milde Nachtluft zu geniessen, dann geht Bea ins Bett und ich zu den zwei obligatorischen Avernas mit Eis.

26.5.: Morgens legen wir in Cernovoda an, hier beginnt der für den Gütertransport wichtige Kanal von der Donau zum Schwarzen Meer. Nach dem Morgenessen besteigen wir den Car und fahren Richtung Mamaia, wieder an Bord auch Donna, unsere Reiseleiterin aus Bukarest, deshalb bekommen wir wieder viele interessante Infos zu hören. Im Hotel Savoy in Mamaia gibt’s Kaffee, die Fluten des Schwarzen Meeres umspülen unsere Füsse. Nachher besuchen wir das archäologische Museum in Konstanza. Im Altertum war Konstanza eine griechische Stadt und hiess Tomis. Die Römer gaben der Stadt den Namen Constantiana, benannt nach dem Kaiser Constantine (306 – 377 n.Chr.), der die Stadt befestigte, die Strassen pflastern und die Thermalbäder mit reichen Mosaiken entstehen liess. Sie ist heute die zweitgrösste Stadt Rumäniens. Nach der Besichtigung des römischen Mosaiks und der Patriarchenkirche des Metropoliten von Konstanza verweilen wir bei einem mehr oder weniger geniessbaren Mittagessen, anschliessend flanieren wir eine Stunde in der Fussgängerzone, wo wir noch Schuhe für Bea erstehen. Später fahren wir zurück nach Cernovoda, auf dem Steg zum Schiff verabschiedet sich meine Breitling-Mütze, ein kräftiger Windstoss lässt sie in die Donau fliegen und jetzt schwimmt sie Richtung Tulcea und Schwarzes Meer. Nach dem Nachtessen holen wir uns noch etwas frische Luft auf dem Sonnendeck, genehmigen uns den Schlummertrunk und dann ab ins Bett.

27.5.: Heute legen wir in Rousse (Bulgarien) an, wir lassen den Ausflug aus und gönnen uns ein paar ruhige Stunden an Bord, und zwar den ganzen Tag, vor allem auch deshalb, weil es den ganzen Nachmittag immer wieder wie aus Kübeln schüttet. Am Abend das übliche Ritual: nach dem Nachtessen Schlummertrunk in der Lounge, begleitet von bulgarischer Folklore. Um 24.00 verlassen wir Rousse mit Kurs auf Nikopole.

28.5.: Um 08.00 Uhr legen wir in Somovit an, die Teilnehmer des Ganztagesausfluges nach Pleven verlassen das Schiff, wir fahren weiter nach Orjachovo, wo wir später die Ausflügler wieder an Bord nehmen werden, zum Mittagessen verbleiben noch 35 Passagiere, den Nachmittag verbringen wir mit Lesen und „sünnele“ auf Oberdeck, Erholung pur, das gehört auch zu den Ferien. Um 17.30 verlassen wir Orjachovo Richtung Belgrad. Während des Nachtessens geraten wir in ein fürchterliches Gewitter, von dem uns der Kapitän später erzählen wird, dass ihm dieses während rund zwanzig Minuten echte Probleme bereitet habe, weil infolge des starken Hagels das Radar ausfiel. Das Wetter beruhigt sich später wieder, so dass wir unbesorgt den Schlummertrunk in der Lounge geniessen können, nachher wird geschlafen. 

29.5.: Heute ist ganzer Tag Flussfahrt, am Morgen steht Balkan-Snack auf dem Programm. Am Nachmittag haben wir Gelegenheit, das Steuerhaus zu besichtigen, Kapitän Jurij Tolkacev gibt uns Einblick in die Geheimnisse der Instrumente und Hebel. Anschliessend beteiligen wir uns an einem Pferderennen auf dem Sonnendeck, Mitglieder der Crew sind die Pferde, man kann mit Einsatz wetten, mittels Würfeln wird zuerst das Pferd bestimmt, dass im abgesteckten Feld vorrücken darf, ein Passagier, der auf dieses Pferd gesetzt hat, würfelt dann die Anzahl Felder, die das Pferd vorrücken darf. Ich habe auf die einzige teilnehmende Kuh gesetzt, die am Anfang weit voraus ist, dann aber am Schluss knapp nicht gewinnt. Nachtessen und Schlummertrunk beschliessen diesen beschaulichen Tag.

30.5.: Um 8.00 legen wir in Belgrad an, wir beteiligen uns an der Stadtrundfahrt. Wir besichtigen zuerst eine alte Festung und fahren dann mit dem Car durch die Stadt. An vielen Stellen zeigen sich noch Spuren der Bombardierung durch die Alliierten im Jahr 1999. Nach dem Mittagessen bummeln wir allein durch die Fussgängerzone, frönen dem „lädele“, setzen uns ins Boulevard-Café und sehen dem bunten Treiben zu, auf einen Nenner gebracht: wir geniessen es ganz einfach, und das bei schönem und warmem Wetter. Am Abend gewinne ich aus lauter Zufall ein Musik-Quiz und werde dadurch glücklicher Besitzer einer Flasche „Chlöpfmoscht“. Die Nacht verbringen wir auf dem Schiff.

31.5.: Um 08.00 verlassen wir Belgrad donaufaufwärts und legen gegen 14.00 in Novi Sad an. Wir machen einen Ruhetag und bummeln auf eigene Faust durch die Stadt, die eine schöne Fussgängerzone mit vielen Läden hat. Um dem Leser einen Eindruck zu geben, was ihn an Kulinarischem auf diesem Schiff erwartet, hier Mittag- und Abendessen an diesem Tag:

Mittag        
Gemischter Salatteller mit Dressing und Garnitur
Spinatrahmsuppe mit Crème fraîche
Truthahn-Medaillon mit Ananas, Schinken und Käse überbacken, Zucchhinifächer und Rotwein-Risotto
oder
Cevapcici mit Letscho und frittierten Kartoffeln (serbische Spezialität)

Abend        
Schellfisch-Mousse im Brokkolimantel an Sauce von Flusskrebsen
oder
Tomate-Mozzarella-Törtchen und Pesto
Kartoffelsuppe nach Rezept der Wikinger
oder
Fisch-Bouillon mit Gemüse-Brunoises

Grönland-Heilbuttfilet im Strudelteigblatt, Sauce Hollandaise, Brokkoli-Gemüse und Wildreis
oder
Hirschgulasch in Wacholderrahmsauce mit Pilzen, Glasierte Maronen, Speck-Rosenkohl und Serviettenknödel
Helles und dunkles Schokoladen-Mousse mit Eierlikör
oder
Pfirsich-Eisbecher

Gegen 22.00 legen wir in Novi Sad ab und setzen unsere Reise Richtung Passau fort.

1.6.: Wir sind den ganzen Tag auf dem Fluss, die Fahrt wird nur unterbrochen von der serbischen Zollkontrolle, diesmal geht aber alles ein bisschen schneller. Liegt es vielleicht daran, dass wir auf der Rückfahrt Halt in Belgrad gemacht und doch ein paar gute Euros in Serbien liegengelassen haben? Nach einem gemütlichen Nachtessen geht’s noch zum obligaten Schlummertrunk und dann ab in die „Kiste“.

2.6.: Auch heute bleiben wir an Bord, während einige Gäste in Budapest den Ausflug zum Donauknie mit Szentendre, Visegrad und Esztergom mitmachen. Wir geniessen die Fahrt auf dem halbleeren Schiff und können eine Landschaft bewundern, die wir vor bald drei Wochen in der Nacht passiert haben. Jetzt steht uns als letzter Höhepunkt noch Wien bevor.

3.6.: Um 7.00 Uhr in der Frühe legen wir in Wien an, da Bea und ich diese Stadt schon sehr gut kennen, verzichten wir auf die Stadtrundfahrt und gehen auf eigene Faust „bummeln“. Das Mittagessen genehmigen wir uns unterwegs, nach der Rückkehr auf das Schiff ruhen wir noch ein wenig, bevor wir ein ausnahmsweise stressiges Abendessen zu uns nehmen. Stressig deshalb, weil wir gegen 19.30 abgeholt werden. Wir besuchen ein Konzert des Wiener Residenzorchesters im Palais Auersperg. Wir sind begeistert und kehren in guter Stimmung aufs Schiff zurück, wo jetzt nur noch der obligate Schlummerbecher auf dem Programm steht.

4.6.: Heute ist der letzte Tag auf der Donau, die Fahrt von Wien nach Passau erfolgt in einem Stück. Wir geniessen die Fahrt durch die Wachau, welche zwischen Melk und Krems liegt und zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Bekannt und berühmt sind auch die Wachauer Weine, der Ursprung des Wachauer Weinbaus geht zurück in die Zeit der keltischen Besiedlung, doch erst die Römer machten den Weinbau zur Weinkultur. Im Laufe des Nachmittags heisst es dann leider packen, doch bevor wir das uns liebgewordene Schiff verlassen, stehen uns noch bevor: 1. der Abschiedscocktail von Kapitän Jurij Tolkacev, 2. das Kapitänsabendessen und 3. die Bordshow der Crew. Diese drei letzten Höhepunkte geniessen wir in vollen Zügen, später als auch schon, aber glücklich und zufrieden sinken wir zur letzten Nacht in unsere Betten.

5.6.: Die Viking Star hat um 4.00 morgens in Passau angelegt, nach dem Frühstück begleichen wir unsere Rechnung, verabschieden uns von unseren Tischnachbarn und unserer Service-Crew und schiffen uns um 08.30 aus. Der Bus bringt uns zum Bahnhof, über Nürnberg, Frankfurt und Basel gelangen wir am späteren Abend todmüde und voller noch unverarbeiteter Eindrücke in Siebnen an. Nach einer fantastischen und eindrücklichen Reise hat uns der normale Alltag wieder!


Segeltörn Ägäis September/Oktober 2008

27.9.: Ich stehe um 7.00 Uhr auf, packe den Seesack und frühstücke mit Bea (die zu Hause bleiben wird). Ich bin eine halbe Stunde zu früh auf dem Bahnhof, habe übersehen, dass am Samstag nur Stundentakt gilt. Der Abflug erfolgt verspätet, der Flug ist überbucht und die Swiss offeriert uns Fr. 600.00 pro Person, wenn wir erst am Abend fliegen. Wir lehnen ab und geniessen einen ruhigen Flug nach Athen, wo wir ein Taxi zur Marina Kalamaki nehmen, wo wir Peter (unser Skipper) und die anderen Törnmitglieder treffen. Wir beziehen unsere Kabinen auf der Bavaria 50 (50 Fuss = 15.24m). Nach einem bordeigenen Apéritif suchen wir Esslokal und schlagen uns die Bäuche voll. Zurück auf dem Schiff lassen wir den Tag feuchtfröhlich ausklingen, d.h. Nachtruhe gegen 2.00 Uhr.

28.9.: Bewölkter Himmel beim Aufstehen, um 8.00 Uhr gibt es Morgenessen, anschliessend machen wir das Schiff klar zum Auslaufen. Ziel ist die Insel Ägina mit ihrem gleichnamigen Hauptort, anfangs haben wir guten Wind und kommen zügig voran, dann flaut er ab und wir "motoren" die letzten 2 Meilen und treffen um 13.00 Uhr im Hafen von Ägina ein. Wir nehmen uns die Zeit für einen individuellen Landgang, um 17.00 Uhr gibt es Apéro auf dem Schiff. Anschliessend machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant und werden fündig. Auf der Speisekarte steht nur Fisch, ich entscheide mich für einen Dorado, der ausgezeichnet schmeckt. Es folgt ein Schlummertrunk in einem anderen Restaurant (Metaxa Nr. 7), nachher gehe ich zu Bett, da ich a) müde bin und b) mein Rücken schmerzt, was sich insofern auswirkt, als ich schlecht schlafe.

29.9.: Nach einem ausgiebigen Frühstück gehen Franz und ich einkaufen (Wein, Bier und Konfitüre), nacher laufen wir aus. Wir entscheiden uns für die südliche Richtung, wir haben nur ein laues Lüftchen und laufen mehr mit Motor als unter Segel. In einer Bucht machen wir einen Badehalt (das Wasser ist noch sehr warm). Unser Skipper serviert Lachsbrötchen und Weisswein, nachher tuckern wir weiter nach Poros, wo wir über Nacht liegen. Werni, Franz und ich besichtigen das Städtchen. Peter serviert ein fantastisches Nachtessen (Chinakohl-Salat und Schweinsfilet an feiner Sauce mit Nudeln), es wird - wie immer - spät.

30.9.: Wir laufen erst gegen 11.00 Uhr aus, da wir auf den Mann warten müssen, der unseren Frischwassertank auffüllen kann. Zuerst laufen wir mit Motorenkraft, später setzen wir Segel. René übernimmt den ersten Streckenteil, dann erlebe ich meine Taufe als "Steuermann", d.h. ich übernehme das Steuerruder und rausche teilweise mit geiler Schräglage durch die Wellen, und das für mehr als 12 Meilen. Wir setzen Anker in der Kaparibucht, gegenüber sehen wir die Lichter des Städtchens Ermioni. Pesche kocht phänomenale Spaghetti mit Shrimps. Nachher sitzen wir an Deck (Getränke fehlen natürlich nicht) und plaudern über Gott und die Welt.

1.10.: Heute wollen wir eigentlich Hydra anlaufen, dieser kleine Hafen ist aber leider total belegt. Nach einigen Überlegungen entschliessen wir uns für Perdika, mangels Wind heisst das 27 Meilen "motoren" und das bei düsterem Wetter. In Perdika finden wir einen Ankerplatz, wir entscheiden uns, auswärts zu essen und laden Peter dazu ein. Nach dem Schlummertrunk an Deck wird es ruhig auf dem Schiff.

2.10.: Heute wird es der geilste Segeltag werden, freies Segeln ist angesagt, der Wind bläst mit 21 Knoten. Zuerst ist Franz am Ruder, nachher Werni und der brettert, dass die Krängung mehr als 50% beträgt. Sue ist es nicht mehr ganz so wohl, auch ich brauche erstmals einen Kaugummi wegen des hohen Wellengangs, dieser wirkt aber sehr schnell und ich geniesse die Fahrt. Nach ein paar Stunden testen wir eine Bucht auf die Eignung zur Übernachtung, aber der Wind ist zu stark und wir beschliessen, das 12 Meilen entfernte Palaia Efidaphros anzulaufen. Ich stehe am Ruder und versuche krampfhaft, den Kurs zu halten, den Rest der Etappe übernimmt dann Kurt und zum Schluss noch der Skipper "himself". Wir essen auf dem Schiff, es gibt Poulet mit Nudeln, nach dem Schlummertrunk auf Deck ist Nachtruhe angesagt.

3.10.: Wir müssen unseren Liegeplatz vor dem Morgenessen verlassen und in der Bucht ankern, da ein Tanker anlegen will. Wir frühstücken in der Bucht, nachher kehren wir zur Mole zurück, um den Abfall zu entsorgen. Anschliessend geht es definitiv auf Nordkurs zurück Richtung Athen. Wir haben noch einmal Segelwind und preschen mit durchschnittlich 6.5 Knoten und Wind von 18 Knoten 32 Meilen Richtung Athen. Für die letzten 7 Meilen übernehme ich das Ruder, um 16.20 Uhr erreichen wir die Marina Kalamaki. Wir packen und duschen, anschliessend genehmigen wir uns in einem typischen griechischen Lokal ein Nachtessen nach einheimischer Art. Dann setzen wir uns zum letzten Mal an Deck und geniessen noch eine gute Flasche Wein, die uns zur Nachtruhe führt.

4.10.: Um 3.30 Uhr geht der Wecker los, da das Taxi uns um 4.00 Uhr zum Flughafen bringen soll. Pesche überrascht uns noch mit einer feinen Geste: er hat noch Kaffee gemacht. Wir verabschieden uns von Sue und Fritz (fliegen erst am Nachmittag zurück) und von Kurt und René, die erst am Sonntag heimfliegen werden. Sie alle sind trotz der frühen Stunde aufgestanden, um uns gebührend zu verabschieden. Es folgt noch ein ruhiger Flug nach Zürich, damit endet mein erster Segeltörn, bleibende Erinnerungen hinterlassend.


Segeltörn Kroatien Juni 2012

Diesmal ging es nach Kroatien, Ziel war die Inselwelt um die Kornaten. Nach einer halsbrecherischen Busfahrt (fragt den Chauffeur!) über Mailand und Venedig bezogen wir für eine Nacht ein Hotel in Opatija. Am anderen Morgen fuhr uns unser Skipper in das 300 km entfernte Biograd, wo unsere Segelyacht, die Marijana VI, lag. Nach einem ersten grossen Einkauf verbrachten wir die erste Nacht in Biograd auf dem Schiff. Am anderen Morgen starteten wir dann unseren 7-tägigen Törn, der uns nie eine Wolke bescherte, aber leider auch sehr wenig oder gar keinen Wind. Darum gab es wenige Momente, in denen wir unter Segel laufen konnten, dafür verbrauchten wir eine Unmenge Sprit (natürlich nur für den Tank!). Trotzdem genossen wir den Törn, die zahlreichen Inseln mit ihren wunderschönen Buchten, das feine Essen, meistens zubereitet von unserem Skipper und die langen Abende an Bord der Marijana VI, begleitet von einem (oder mehreren) Glas Wein trösteten uns über die fehlenden Fahrten unter Segel hinweg. Nach einer nochmaligen Nacht in Opatija fuhren wir auf dem gleichen Weg (aber - Gott sei Dank - mit einem anderen Chauffeur) wieder in die Schweiz zurück. Es wird nicht mein letzter Törn bleiben!


Côte d'Azur Mai 2014

Bei für diese Jahreszeit ungewöhnlich schönem Wetter haben wir, zusammen mit einem befreundeten Ehepaar, drei wunderschöne Wochen an der Côte d'Azur, besser gesagt in Les Issambres, verbracht. Basis war ein gemietetes Haus, von aus wir das Küstengebiet und das Landesinnere erkundeteten und erforschten. Für diesen Urlaub ist kein Tagebuch entstanden, aber sehr viele Bilder, die ihr in der Bildergalerie findet.

























 



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